Die EU und Frammersbach

09. April 2019

Am 26.05.2019 findet die Europawahl statt. Aber was hat das mit uns zu tun? Mehr, als man im ersten Moment vielleicht denkt.

Seit 1945 erleben wir auf dem Kontinent die längste Phase des Friedens seiner Geschichte. Wie wichtig das ist, begreift man vor allem dann, wenn man mit älteren Mitbürgern ins Gespräch kommt, die den letzten großen Krieg noch selbst erleben mussten.

Aber neben diesem eher abstrakten Gefühl von Frieden gibt es auch ganz handfeste Dinge.

Viele Mitbürger haben in Unternehmen der Region Arbeitsplätze gefunden, deren Tätigkeitsfeld ganz entscheidend vom europäischen Markt geprägt ist. Vor allem die großen Industriebetriebe im Lohrer Talkessel leben von den Wirtschaftsbeziehungen zwischen den Mitgliedsländern der EU. Geschlossene Grenzen hätten auf deren Tätigkeit gravierende Auswirkungen. Nicht nur auf die direkt Beschäftigten, sondern auch auf die zahlreichen Betriebe in der Lieferkette und Dienstleister. Der freie Binnenmarkt trägt einen hohen Anteil der Wertschöpfung. Eine europäische Zusammenarbeit findet aber natürlich nicht nur im wirtschaftlichen Bereich statt. Zahlreiche Fördertöpfe helfen auch den Kommunen interessante Projekte zu realisieren, die der Vernetzung der Menschen in der Region dienen. Für Frammersbach hat hierbei vor allem das Programm LEADER (Liaison entre actions de développement de l'économie rurale, „Verbindung zwischen Aktionen zur Entwicklung der ländlichen Wirtschaft) Bedeutung. Über diesen Fördertopf werden Projekte zur Stärkung des ländlichen Raums unterstützt. Die Regionen verbinden sich in sogenannten lokalen Aktionsgruppen. Der Markt Frammersbach ist Mitglied der LAG Spessart. Für unsere Gemeinde sind dabei einige aktuelle Projekte interessant. „Wald erFahren“ schafft eine Vernetzung von E-Ladeinfrastruktur mit einem touristischen Ansatz, durch den der Spessart noch besser für Radtouristen erschlossen wird. Mit der Konzeption der „Spessart 8“ wird eine länderübergreifende Mountainbikestrecke geschaffen, die auf einer Länge von 250 – 280 km mehrere bayerische und hessische Landkreise verbindet und Touristen mit attraktiven Routen für Biker in unsere Region locken soll. Die Verbindung eines touristischen mit einem geschichtlichen Ansatz verfolgt die „Burglandschaft“. In diesem Netzwerk wird eine Vernetzung von interessanten Standorten von Burgen, Schlössern, Klöstern und Wehrkirchen geschaffen. Die Wehrkirche Frammersbach wird Teil dieses Projektes sein.

Einen ganz praktischen Hintergrund hat schließlich noch das Mitnahmenetzwerk „der Fahrstuhl“, welches ebenfalls durch eine LEADER-Förderung realisiert wurde. Es soll dort eine Hilfestellung bei der Mobilität geben, wo der öffentliche Personennahverkehr Lücken aufweist.

In den kommenden Jahren wird es sicher noch viele interessante Ansätze geben, mit denen wir ganz konkret und vor Ort von europäischen Förderprogrammen profitieren können.
Im Mittelpunkt sollten aber die persönlichen Begegnungen zwischen den Menschen stehen. Hierbei denken die Frammersbacher immer wieder gerne an die vielen Treffen mit Freunden aus Orbec, LaVespieré-Friardel und Nadasch. Es wäre sehr schade, wenn die entstandenen Freundschaften daran zerbrechen würden, dass politische Kräfte die Nationen wieder entzweien und neue Grenzen aufbauen. Wir wollen gemeinsame Feste und Begegnungen, wie im vergangenen Jahr, nicht missen.

Bei allen tatsächlich vorhandenen Problemen, die ein großes Gebilde, wie die EU, zwangsläufig mit sich bringt, sollten wir uns auf das Verbindende konzentrieren und es stärken. In einer globalisierten Welt haben Einzelstaaten, wie Deutschland, Frankreich oder Ungarn, nur sehr begrenzten Einfluss. Vereint können sie jedoch eine große politische und wirtschaftliche Kraft sein.

Deswegen sollten wir am 26.05.2019 den Parteien eine Absage erteilen, die das Rad der Zeit zurückdrehen wollen! Wir brauchen ein vereintes, gerechtes, offenes und starkes Europa. Das liegt in unserem eigenen Interesse!

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